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                                                             Foto (C) Michael Mach

MA. LUBOMIR IVANOV 

National School for Arts "Venko Kolew" (Tryavna) / National Arts Akademie "Nikolai Pawlovitsch" (Sofia)
Deutsch (oben)
Englisch (unten)


"Diese Bilder sind für mich purer „Electroswing""
Gergana Popovas Werke sind ein farbenfreudiger und sehr individueller Mix aus ihrem heißen Balkan-Temperament und der Eleganz der Kultur ihrer neuen mitteleuropäischen Heimat. Popova pulsiert voller Ideen. Ihre Bilder sind impulsiv, dekorativ und grell. Die originellen Farbinterpretationen sind stets unerwartet und überraschend. Oft sind ihre Farbkombinationen sogar riskant, aber genau das ist die Basis ihrer künstlerischen Identität, ihrer dramatischen Weltanschauung. Popovas Individualität ist der Schlüssel zu ihrer mysteriösen Innenwelt. Genau dieses Innere macht ihre Bilder echt, emotional aufladend, anhaltend wirksam und dennoch verständlich. Einflüsse von Klimt und Hundertwasser sind greifbar und sichtbar, besonders in der Vielfalt der Palette, mit welcher Popova ihre Werke schafft, und in den Kombinationen unterschiedlichster dekorativer Hintergründe. Sie vermischt sorglos diverse Stile. Man erkennt Jugendstil, Art Déco, Pop-Art, Naive Malerei, Surrealismus und sogar Fauvismus. Die Handlungen sind psychodelisch, eine Mischung aus Träumen, intimen zwischenmenschlichen Erfahrungen und vollständiger mentaler Katharsis. Popova ist immer eine interessante und in sich geschlossene Erzählerin. In ihren Bildern zu lesen heißt sie zu finden: Geschickt verflochtene Symbole, philosophische Ideen, zeitgenössische Sichtweisen und mythologische Vergleiche. Die Sprache, die sie für ihre Bilderzählungen nutzt, ist erhaben und voller Codes, deswegen ist ein längeres Betrachten ihrer Werke wichtig. Die Bilder sind kritisch, extravagant, schockierend, provokativ, wahrhaftig und charmant. Popova erschafft nicht schönere oder wünschenswertere Parallelwelten, sie gibt wenig Hoffnung, sie rüttelt uns wach. Sie wirkt wie ein Äquivalent des Jetzt, und vermittelt dadurch eine unerwartete Kraft und Strenge. In die Figuren, in ihre Protagonisten überträgt sie viel von ihrer Warmherzigkeit und weiblichen Intuition. In den Konfrontationen ihrer Protagonisten mit Popovas Wirklichkeit, kristallisiert sich der ein wenig erschrockene Blick auf unsere Welt. Genau dieser rätselhafte Blick macht uns staunen und verunsichert. Diesem Blick kann man schwer standhalten, ihm kann man nicht gleichgültig gegenüber sein. In ihren Werken wird unsere Realität von seiner Trägheit befreit. Plötzlich wird wieder alles lebendig, berührend aber auch ätherisch. Popovas Bilder sind voller Atmosphäre. Die Leichtigkeit, mit der sie zeichnet, die feinen und feinsten Linien, die Vielfalt der Handlungen, die Rhythmik der dekorativen Details, sie sind Beweise für eine spezifische Wahrnehmung der Welt, für ein feines, ästhetisches und künstlerisches Potential, so wie ein Zeugnis für die helle Wirkung ihrer Vorstellungskraft.

Translation: David Rottensteiner 

Gergana Popova's oeuvre is a very distinctive colorful mix, strongly reflecting her hot-tempered Balkan origins and the cultural elegance of Central Europe, where she's been residing for many years. Popova is bursting with ideas. Her works are impulsive, decorative and bright. Her unique use of colors yields unexpected and surprising results: the combinations are often daring, one might even say risky, but that's precisely the core of her artistic identity, strongly influenced by a dramatic view of life. Popova's individuality is the key to her enigmatic inner life, which makes her paintings so real, so emotionally charged, so powerful, and yet very palpable. The richness of her color palette and the myriad combinations of distinctive decorative background elements clearly show stylistic influence from the works of Klimt and Hundertwasser, but the artist doesn't shy away from also incorporating other styles quite freely: art nouveau, art déco, pop art, naïve art, surrealism, and even fauvism. Although her themes can be psychedelic in nature, featuring compositions of dreams, intimate interpersonal interactions, and complete metal catharsis, Popova never deviates from being an interesting and coherent storyteller. Reading her paintings means finding the artist within them: sophisticated braided symbols, philosophical ideas, contemporary perspectives, and mythological comparisons. Her sublime language, which is rife with codes, invites the viewer to examine her paintings very carefully and to be rewarded with the discovery of how critical, extravagant, shocking, provocative, authentic, and charming they are. Popova doesn't create more beautiful or more desirable parallel universes, indeed she's offering the viewer little to hope for, but aims at galvanizing her audience. The artist appears to be a representation of the present, transmitting an unexpected strength and vigor. The protagonists of her paintings, who exhibit much of Popova's warmheartedness and female intuition, are confronted with the artist's reality, characterized by her rather fearful view of life. It is precisely this enigmatic perspective, which makes us wonder and doubt, and which hardly leaves us unaffected. Popova's works liberate our reality from any inertia. All of a sudden, everything becomes not only alive and interacting but also volatile. Popova's paintings are full of atmosphere, and her ease at painting, her fine strokes, her manifold motives, and the rhythm of her decorative details are proof of a very unique perception of our world and of a delicate and esthetic artistic potential. For me these painting are pure ``electro swing.''  (MA. LUBOMIR IVANOV) 

Daniel Gilić

Editor, Journalist, Content Creator (Austria)


 

Was macht eine gute Künstlerin aus? Was bringt eine Frau dazu, etwas zu kreieren, das unser Leben nachhaltig berührt? Gergana Popova, geboren in Bulgarien und wohnhaft in Wien, bedient sich eines geheimen Gebräus aus Zutaten, die wir alle auch in uns selbst finden können. Sie zu kanalisieren, in eine außergewöhnliche, in die richtige Form zu bringen, das ist die Kunst. Popova streut sorgfältig durchdachte Metaphern ihrer durchlebten Gefühle aus und schafft es dabei, mit ihren Zeichnungen ein seelisches Innenleben besser zu beschreiben als wir vermutlich mit Worten und Gedanken dazu in der Lage wären. Das sind wichtige Augenblicke, die uns irgendwo, irgendwie berühren, weil wir begreifen, dass wir nicht allein sind mit unseren Ängsten, Hoffnungen und Vorstellungen. 

 

Gergana Popovas zeichnerisches Schaffen umspannt eine farbenprächtige und eine farblose Welt, die dicht nebeneinanderstehen und dieselbe Quelle besitzen. Wenn die Euphorie des Lebens wie eine Blume im eigenen Morast verwelkt, nimmt die Destruktion des Ich ihren Lauf. Was fortbesteht, ist fahl, freudlos und anämisch. Ein trübes, von Kämpfen geprägtes Loch, aus dem die graue Raupe versucht zu entkommen, um sich als farbenfroher Schmetterling die Flora einzuverleiben. Popova sorgt bei alledem für eine Initialzündung, die länger nachwirkt. Nichts ist hier überflüssig, alles ist genau ausgesucht und ganz nach der postmodernen Tradition ein buntes Sammelsurium von Zitaten und Anspielungen, ohne zerfahren zu wirken. Aufgeladen mit einer sehr subtilen Form von Energie, wirkt die Formsprache oft zart und emotional – trotz all der Windungen. Egal, wohin sich ihre Kunst bewegt, sie tut es schlüssig und in voller Konsequenz. Ein bedingungsloses Rauslassen von allem, was sie bewegt. Popova verwendet ihre Carte Blanche, um bulgarische Expressivität mit österreichischem Intellekt zu verbinden. Ihre Bilder sind eigen, euphorisierend, bedrückend, traurig und humorvoll. Die Sujets raffiniert, mystisch, amüsant, eklektisch und verrückt wie sie selbst. Popova entwirft eine faszinierende, sensible, schöngeistige wie skurrile Welt voller kurioser Ideen, selbstironischen Wendungen und exzentrischen Figuren, die bestechend den Lebensrhythmus und das Lebensgefühl der Protagonistin vermittelt, wenn die Katharsis sich ihren Weg bahnt. 

 

Die Künstlerin, die ihre Werke mit ihrem Vornamen signiert, intellektualisiert nicht, sie lässt die Dinge geschehen. Sie geht mediumistisch in ihren Themen auf, ihre Werke bedeuten Reibung. Es ist eine Phantasie, oft überreich an Eindrücken, komplex miteinander verwobenen, die eine Weltflucht ermöglicht, aber auch in Wahnsinn umschlagen kann. Popova fordert, stellt Fragen, vielleicht sogar verstörende. Bilder wie „Besuch bei Gaia“ flammen meterhoch auf, andere wie „Lebenszeiten“ erstrahlen als kräftiges Blumenbeet im Frühling. Diese Bilder, klassisch wie zeitgenössisch mit Filzstift oder auch Nagellack entworfen, gedeihen im Humus, sind verästelt. Die Resultate sind Wirbelstürme, dicht übersät mit Figuren, Verzierungen, Ornamenten und Schriften. Die Matrix bleibt nicht für sich alleine stehen, sie wird ausgefüllt. Dazwischen? Blühen multikulturelle Jugendstil-Oasen. Tummeln sich fragile Inseln aus Ethno-Tupfern, schimmert betörendes Art Déco durch. So stimmig das Gesamtbild, so schillernd die einzelnen Bestandteile. Popova ist keine herkömmliche Malerin, sie koloriert ihre collageartigen Zeichnungen, aufwändig und detailverliebt. Ihre Bilder haben einen eigenen Art Brut-Charakter, stehen für sich alleine, doch im Zusammenspiel ergeben sie ein Ganzes, das aus vielen Schichten besteht. 

 

Gergana Popova hat einen kurvenreichen wie eindrucksvollen Weg eingeschlagen, stets mit dem Ziel vor Augen, auf dem viele vor ihr, kurz vor dem Gipfel, bereits umgekehrt oder erschöpft zusammengeklappt sind. Sie hat die Tugend, nicht nur über den Tellerrand zu schauen, sondern sich mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln weit darüber zu lehnen. 

KAMEN KRUMOV

Painter (Bulgaria)




Die soziale Isolation erweckt viele neue Talente. Gergana Popova ist eines davon. Vor dem Hintergrund der Niedergeschlagenheit unserer grauen Alltage hebt ihre bunte, reichhaltige, feurige, grelle Palette unsere Stimmung und verscheucht die schweren Gedanken. Als Bulgare bin ich sehr berührt, viele Elemente unserer schönen traditionellen Stickereien in ihren Zeichnungen wiederzufinden! Die Künstlerin wählt impulsiv Farbkombinationen, die sie wohl in ihrer Kindheit gesehen hat, webt sie meisterhaft in ihre Werke, die dann so frisch wirken wie unsere farbsinnlichen Teppiche. Ihre kontrastreiche Fantasie hat eine äußerst starke Wirkung. Sie erreicht die Herzen ohne Umwege. Die überraschend und spannend gewählten Themen, der konzeptionelle Handlungsbogen, die Art der technischen Umsetzung, die überraschenden Mischtechniken (Filzstifte, Buntstifte, Gelstifte, Bleistifte), das alles ist sehr modern und auch sehr provokativ. Die Bilder infizieren die Betrachter mit Popovas triumphierender, positiver Energie. Ihr Schaffen basiert auf intuitiven Kompositionen. Sie zeichnet sehr subjektiv und impulsiv. Tagträume, verwirrte, surreale und tief emotionelle Erfahrungen. Jedes von ihr geschaffene Bild ist ein Unikat, das mit nichts verglichen werden kann. Ihre Gedanken und Gefühle, ihre Ideen und Umsetzungen sind autonome Universen, die sich ganz langsam vor uns öffnen um uns zu verzaubern. Selbst die Werke mit sehr pessimistischen Stimmungen sind nicht nur einfach dramatisch und traurig, sondern viel mehr erfüllt von einem erhabenen Gefühl, und auch reich an Optimismus. Die Elemente ihrer Kompositionen (Kreise, Linien, Punkte, Farbharmonien, figurale Darstellungen), die ihrer Phantasien entspringen, werden in andere Zusammenhänge gebracht, neu um- und zusammengesetzt, um so ihr künstlerisches Gespür, diese einzigartige Atmosphäre am besten zu repräsentieren. Um in die Welt ihrer Werke wirklich eintauchen zu können, sollten wir versuchen ihren inneren Kampf zwischen Fiktion und realen Wahrnehmungen zu ergründen, zu erfühlen. Dann werden wir es sehen können, wie ihre freie Phantasie sorglos und weit über allen akademischen Dogmen und Regeln fliegt. Das alleine sollte genügen um ihre unvergleichliche Originalität festzustellen. 

Der Punkt ist ihr Markenzeichen. 

Die Originalität ihre Signatur. 

Das ist ihre Kunst: 
Ein Schicksal als Unikat.